Hier in Ochtrup seit 119 Jahren

Am Anfang stand eine Vision

Kommerzienrat
Heinrich Laurenz
Kommerzienrat
Bernhard Laurenz

Am Anfang stand eine Vi­si­on: Das Ziel sozial en­ga­gier­ter Bür­ger, in Och­trup mög­lichst viele Woh­nun­gen zu güns­ti­gen Mieten zu er­rich­ten. Wohin man vor 100 Jahren in Deutsch­land auch sah, der Bedarf an men­schen­wür­di­gen, ge­sun­den und preis­wer­ten Woh­nun­gen war an­ge­sichts des enor­men Be­völ­ke­rungs­wachs­tums und der zu­neh­men­den Ar­beits­tei­lung ge­wal­tig.

Der Vision folgte mit der Grün­dung des Bau­ver­eins Och­trup eGmbH am 15. Fe­bru­ar 1905 die Um­set­zung. Schritt­ma­cher für die Grün­dung des Un­ter­neh­mens auf Basis ge­nos­sen­schaft­li­cher Prin­zi­pi­en waren die In­ha­ber der Tex­til­fir­ma Gebr. Lau­renz, Hein­rich, Anton und Bern­hard Lau­renz. Der Anstoß für ihre In­itia­ti­ve lag auf der Hand: Für die Mit­ar­bei­ter ihrer Tex­til­wer­ke be­nö­tig­ten sie aus­rei­chen­den Wohn­raum. Auf­grund dieses Be­darfs war die Ent­wick­lung des Bau­ver­eins bis in die 60er Jahre eng mit dem Tex­til­un­ter­neh­men in Och­trup ver­knüpft.

100 Mark für jedes Mitglied

Unterzeichner der Satzung von 1926

Als Start­ka­pi­tal er­hielt jedes Mit­glied von den Fa­brik­in­ha­bern den vollen zu zeich­nen­den Ge­schäfts­an­teil von 100 Mark, wohl ver­knüpft mit der Hoff­nung, dass von den Grün­dungs­mit­glie­dern wei­te­re An­tei­le ein­ge­bracht wer­den. Diese bil­de­ten das Ei­gen­ka­pi­tal für die ge­plan­ten Häu­ser.Zum Zeit­punkt der Grün­dung waren im­mer­hin 31 Mit­glie­der ein­ge­tra­gen, dar­un­ter Kom­mer­zi­en­rat Hein­rich Lau­renz mit 20 Ge­schäfts­an­tei­len. Sie mach­ten einen we­sent­li­chen Teil des Grün­dungs­ka­pi­tals von zu­sam­men 5.000 Mark aus.

Recht­li­che Basis für die Un­ter­neh­mens­grün­dung war, wie be­reits für viele andere Bau­ge­nos­sen­schaf­ten in Deutsch­land, das Reichs­ge­setz vom 1. Mai 1889, in dem die Vor­aus­set­zun­gen für die Grün­dung eines Selbst­hil­fe­ver­eins nie­der­ge­legt waren. Die Auf­ga­be des Bau­ver­eins wurde von den 31 Ge­nos­sen im Pa­ra­gra­phen 2 der ersten Sat­zung fest­ge­legt: „Der Zweck der Ge­nos­sen­schaft ist aus­schlie­ß­lich darauf ge­rich­tet, ihren un­mit­tel­ba­ren Mit­glie­dern ge­sun­de und zweck­mä­ßig ein­ge­rich­te­te Woh­nun­gen in eigens er­bau­ten oder an­ge­kauf­ten Häu­sern zu bil­li­gen Prei­sen zu ver­schaf­fen.“

Kriegswirtschaft stoppte die Aktivitäten

Georg Helbich
Konrad Kirch

An die­sem Grund­prin­zip hat sich für den Bau­ver­ein Och­trup bis heute nichts ge­än­dert. Als Mit­glie­der kamen neben ju­ris­ti­schen Per­so­nen vor allem Ein­zel­bür­ger in Be­tracht, „die sich im Be­sitz der bür­ger­li­chen Eh­ren­rech­te be­fin­den, ver­fü­gungs­fä­hig und zur Er­fül­lung der ge­nos­sen­schaft­li­chen Pflich­ten im­stan­de sind“. Die neue Ge­nos­sen­schaft wirk­te zu­nächst aus­schlie­ß­lich in der Ge­mein­de Och­trup, in den 60er Jah­ren wur­den die Ge­schäfts­ak­ti­vi­tä­ten auf den Kreis Stein­furt aus­ge­dehnt.

Die Pläne lie­ßen sich of­fen­bar nicht in dem Um­fang ver­wirk­li­chen, wie die In­itia­to­ren ur­sprüng­lich glaub­ten. Zu­nächst wur­den vier Häu­ser er­rich­tet, die aber 1924 am Ende der ga­lop­pie­ren­den In­fla­ti­on in Deutsch­land für 4.000 Mark pro Woh­nung vom da­ma­li­gen Vor­sit­zen­den Kom­mer­zi­en­rat Bern­hard Lau­renz ver­kauft wur­den. Die Bau­prei­se be­tru­gen 1905 zwi­schen 6.000 bis 8.000 Mark bzw. 16 bis 18 Mark pro qm um­bau­tem Raum.

18 neue Häuser bis zum 1. Weltkrieg

Die In­fla­ti­on trieb wun­der­sa­me Blü­ten: Als Not­geld wur­den sogar Gut­schei­ne der Firma Lau­renz aus­ge­ge­ben

In den neun Jah­ren bis zum Aus­bruch des Ers­ten Welt­krie­ges ge­lang es den In­itia­to­ren im­mer­hin, 18 Häu­ser zu er­rich­ten. Die Bi­lanz­sum­me lag 1914 bei noch be­schei­de­nen 74.602,54 Mark. Nach der Zwangs­pau­se auf­grund des Krie­ges 1914 bis 1918 war die Auf­nah­me der Bau­ak­ti­vi­tä­ten wei­ter­hin il­lu­so­risch: Es fol­gen viele Jahre mit äu­ßerst schlech­ten wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen. Die ln­fla­ti­on 1924 hatte das Ver­mö­gen des Bau­ver­eins fast voll­stän­dig auf­ge­zehrt. Nach Ende der Phase trat der Bau­ver­ein dann auch nicht als Bau­trä­ger auf. Man be­schränk­te sich auf die Ver­mitt­lung von Bau­gel­dern und be­schaff­te Grund­stü­cke.

Bis 1926 wur­den keine wei­te­ren Pro­jek­te in An­griff ge­nom­men. Auch da­nach war nur eine ge­rin­ge Bau­tä­tig­keit mög­lich. 1937 nahm die Ge­nos­sen­schaft noch 6 Pro­jek­te auf einem aus­ge­glie­der­ten Ge­län­de der Tex­til­wer­ke in An­griff, 12 wei­te­re Bau­vor­ha­ben blie­ben im Ge­strüpp der Ver­wal­tung hän­gen. Auf dem The­sen­kamp (heute das Ge­biet zwi­schen Gro­nau­er Stra­ße und Gau­se­brink) ent­stan­den je­den­falls ins­ge­samt 21 Sied­lungs­häu­ser mit 42 Woh­nun­gen.

Anerkennung der Gemeinnützigkeit

Ende 1933 wurde der Ge­nos­sen­schaft der Sta­tus der Ge­mein­nüt­zig­keit ver­lie­hen. Den Ge­schäfts­an­teil pro Mit­glied leg­ten Vor­stand und Auf­sichts­rat sei­ner­zeit auf 150 Reichs­mark fest. Wegen der an­hal­ten­den Wirt­schafts­kri­se war es den Ge­nos­sen ge­stat­tet, den Ge­schäfts­an­teil mit min­des­tens 4,20 Reichs­mark mo­nat­lich ab­zu­tra­gen, bei schwer­wie­gen­den Grün­den war sogar ein Mi­ni­mum von 2 Reichs­mark mög­lich.

Kriegswirtschaft stoppte die Aktivitäten

Die er­heb­li­chen wirt­schaft­li­chen Ein­schrän­kun­gen und der seit 1939 to­ben­de 2. Welt­krieg ver­hin­der­te eine er­folg­rei­che Bau­tä­tig­keit, so dass die Größe der Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaft wei­ter­hin über­schau­bar blieb. Hit­lers Be­hör­den er­laub­ten schlie­ß­lich nur noch die Er­rich­tung von „kriegs­wich­ti­gen Bau­ten“. Ende 1942 zähl­te der Bau­ver­ein 53 Mit­glie­der mit 62 Ge­schäfts­an­tei­len, dar­un­ter die Tex­til­wer­ke Gebr. Lau­renz mit 10 An­tei­len.

Im­mer­hin er­ziel­te die Ge­nos­sen­schaft in die­sem Kriegs­jahr bei einer Bi­lanz­sum­me von über 187.000 Reichs­mark einen Ge­winn von knapp 1.000 Reichs­mark. Der Krieg be­herrsch­te immer mehr das täg­li­che Leben. Die Ge­nos­sen­schaft wurde da­durch auch per­so­nell be­ein­träch­tigt. So war Vor­stands­mit­glied und Ge­frei­ter Max Rees zeit­wei­lig nur unter der An­schrift Feld­post.Nr. 26 216 er­reich­bar. Am 22. März 1945 brann­te das für die Ge­nos­sen­schaft zu­stän­di­ge Amts­ge­richt in Burg­stein­furt nie­der; das Han­dels- und Ge­nos­sen­schafts­re­gis­ter wurde ein Raub der Flam­men.

Auch nach dem Ende des 2. Welt­krie­ges war an eine nor­ma­le Ge­schäfts­tä­tig­keit nicht zu den­ken. Dabei präg­te die Woh­nungs­not durch den an­hal­ten­den Flücht­lings­zu­strom das Leben in Och­trup.

Der Wiederaufbau

Auch und be­son­ders für die Kin­der war es wich­tig, end­lich ein Zu­hau­se zu haben
Wie­der­ein­trag in das Ge­nos­sen­schafts­re­gis­ter

Nur zwei Häu­ser wur­den in An­griff ge­nom­men, muss­ten aber mit der Wäh­rungs­re­form im Juni 1948 ge­stoppt wer­den.

Eines der bei­den Häu­ser konn­te erst 1949 mit Hilfe eines Über­brü­ckungs­kre­di­tes der Re­gie­rung in Müns­ter zu Ende ge­führt wer­den. Damit ent­stan­den 1948/49 12 Ei­gen­hei­me - an­ge­sichts der Woh­nungs­si­tua­ti­on in Och­trup nicht ein­mal der be­rühm­te Trop­fen auf einen hei­ßen Stein.

Am 16. No­vem­ber 1945 er­folg­te die Neu­an­mel­dung des Bau­ver­eins in das Ge­nos­sen­schafts­re­gis­ter nach der Ver­nich­tung der Do­ku­men­te im Amts­ge­richt. Erst am 11. Juni 1948 be­stä­tig­te das Amts­ge­richt Burg­stein­furt die Neu­ein­tra­gung. Der Mit­glie­der­be­stand hatte sich bis dahin nur wenig auf 54 Ge­nos­sen mit 63 An­tei­len ver­än­dert. Die Bi­lanz­sum­me be­trug 61.000 DM und das Ge­schäfts­gut­ha­ben 4.700 DM.

Erst ab 1950 zog die Bau­tä­tig­keit an

Ei­gen­hei­me Lin­den­stra­ße/Kamp­stra­ße
Bauen mit ein­fa­chen Mit­teln

Die Bau­tä­tig­keit des Ver­eins ge­wann 1950 in­zwi­schen an Fahrt. Vier der neun ge­plan­ten Häu­ser mit zu­sam­men 28 Woh­nun­gen soll­ten auf frem­dem Grund ent­ste­hen, doch erst nach der Ent­eig­nung des 1.500 qm gro­ßen Are­als konn­te mit dem Bauen be­gon­nen wer­den. Fünf Häu­ser wur­den be­reits im Au­gust 1950 be­zugs­fer­tig, dann soll­te mit den rest­li­chen vier Ob­jek­ten be­gon­nen wer­den. Auf diese Weise ent­stan­den 1950 unter der Regie des Vor­sit­zen­den des Ge­mein­nüt­zi­gen Bau­ver­eins, Georg Hel­big, 80 so­ge­nann­te „Volks­woh­nun­gen“.

Eröffnungsbilanz nach dem 2. Weltkrieg

„Damit wird ein Bau­vor­ha­ben voll­endet, das in sei­nem Aus­maß für Och­trup un­durch­führ­bar schien, denn solch große Bau­vor­ha­ben for­dern im­mer­hin viele hun­dert­tau­send Mark“, be­rich­te­te der Bau­ver­ein in sei­nem Mit­tei­lungs­blatt. Die Vor­aus­set­zun­gen schuf wie­der die Firma Gebr. Lau­renz. Sie stell­te das wert­vol­le Ge­län­de des Leu­ger­s­kamp an der Lau­renz­stra­ße zur Ver­fü­gung und ge­währ­te ein zins­lo­ses Dar­le­hen von 250.000 DM. Der Grund für die Be­reit­wil­lig­keit war wie in der Ver­gan­gen­heit frei­lich nicht ganz un­ei­gen­nüt­zig: Für ihre Werks­an­ge­hö­ri­gen be­nö­tig­te das Tex­til­un­ter­neh­men wie­der drin­gend Wohn­raum.

Das soll die soziale Leistung der Textilwerke Laurenz nicht schmälern: Schließlich waren zu diesem Zeitpunkt nicht weniger als 230 werksangehörige Familien auf der Suche nach geeigneten Wohnungen. „Es ist natürlich und recht, dass mit der Hergabe solch großer Mittel die Firma sich auch im Interesse der Belegschaft ein gewisses Mietrecht sicherte“, hieß es ganz offiziell. Ein Einfluss auf die Gestaltung der Bauten und die Höhe der Miete war allerdings nicht möglich, da diese durch die Gewährung des Landesdarlehens verbindlich festgelegt waren.

80 Volks­woh­nun­gen mit Ba­de­zim­mern

Aus­ge­stat­tet wur­den die 80 2- bis 4-Zim­mer­woh­nun­gen mit Ba­de­zim­mern, die mit Gas­ba­de­öfen und Was­ser­klo­setts ein­ge­rich­tet waren, einer Küche und einem ge­flies­ten Flur. Die Trep­pen zu den Woh­nun­gen mit rund 35, 50 und 60 qm be­stan­den aus hoch­glanz­po­lier­tem Kunst­stein. Be­ein­druckt hatte sei­ner­zeit auch die au­to­ma­ti­sche Trep­pen­be­leuch­tung.

1951 be­lief sich der ei­ge­ne Haus­be­stand des Bau­ver­eins auf 92 Wohn­ein­hei­ten - 12 noch zu ver­än­dern­de Er­werbs­woh­nun­gen und jene 80 Miet­ein­hei­ten. Am 12. Mai 1951 ge­neh­mig­te die Mit­glie­der­ver­samm­lung end­gül­tig die DM-Er­öff­nungs­bi­lanz.

80 Volks­woh­nun­gen, hier Lau­renz­stra­ße 80-90

Dabei wur­den die bis­he­ri­gen Ge­schäfts­gut­ha­ben im Ver­hält­nis 2:1 ab­ge­wer­tet. Der Ka­pi­tal­schnitt be­deu­te­te die Hal­bie­rung des An­teils je Mit­glied von 150 auf 75 DM, gleich­zei­tig wurde je­doch der Min­dest­an­teil auf 150 DM hoch­ge­setzt. Noch 1954 waren viele Ge­nos­sen mit ihren ein­ge­zahl­ten An­teils­bei­trä­gen im Rück­stand. Das Grund­ka­pi­tal, also die Ka­pi­tal­ein­la­gen der Mit­glie­der, be­lief sich 1950 auf 8.200 DM.

Ab 1952 ging es bei der Ge­nos­sen­schaft Schlag auf Schlag. 1952/53 ent­stan­den 20 Wohn­ein­hei­ten in der Bir­ken­stra­ße 20 bis 28. Im Ver­lauf der Bau­pe­ri­ode 1953/1954 zog der Bau­ver­ein Och­trup am Berg (Am­sel­stra­ße/Fin­ken­stra­ße) und an der Bir­ken­stra­ße 8 Vier­fa­mi­li­en­häu­ser mit 32 Wohn­ein­hei­ten hoch, des wei­te­ren 3 Zwei­fa­mi­li­en­häu­ser mit 6 Wohn­ein­hei­ten und 11 Ei­gen­hei­me mit 22 Wohn­ein­hei­ten: Zu­sam­men ent­stan­den in die­ser Zeit­pha­se somit 60 Neu­bau­woh­nun­gen. Zu­sätz­lich be­fan­den sich 17 Ei­gen­hei­me als Rei­hen­häu­ser „Am Berg“ im Sied­lungs­ge­län­de „Ho­gel­lucht“ in der Pla­nung. Die für 99 Jahre ge­pach­te­ten Bau­flä­chen für die 60 Woh­nun­gen stamm­ten unter an­de­ren von der Ge­mein­de, der Kir­che und den Gebr. Lau­renz.

Er­folgs­bi­lanz nach 50 Jah­ren Exis­tenz

Theo­dor Ten­sun­dern in den fünf­zi­ger Jah­ren mit einer mo­der­nen Re­chen­ma­schi­ne
Wer­ner Bo­den­ber­ger, der erste Lehr­ling des Bau­ver­eins im Jahre 1953

1955 be­ging der Bau­ver­ein sein 50-jäh­ri­ges Be­stehen. In dem hal­ben Jahr­hun­dert der Un­ter­neh­men­s­exis­tenz wur­den etwa 350 Er­werbs- und Miet­woh­nun­gen er­rich­tet. Nach dem 2. Welt­krieg lin­der­ten die vom Bau­ver­ein er­stell­ten 38 Miets­häu­ser mit 126 Woh­nun­gen sowie 75 Er­werbs­häu­ser mit 197 Wohn­ein­hei­ten die herr­schen­de Woh­nungs­not. Be­treut wur­den neben dem ei­ge­nen Be­stand zudem 132 Neu­bau­ten für Drit­te.

Um die Bau­kos­ten mög­lichst nied­rig zu hal­ten, wur­den von den Mit­glie­dern in Ei­gen­re­gie Böden aus­ge­schach­tet und hand­werk­li­che Ei­gen­leis­tun­gen ein­ge­bracht. Die Bi­lanz­sum­me er­reich­te im Ju­bi­lä­ums­jahr mit 2,1 Mio. DM eine neue Marke; das Ei­gen­ka­pi­tal ein­schlie­ß­lich der Ge­schäfts­gut­ha­ben be­lief sich dabei auf 57.750 DM.

Auch die An­zahl der Ge­nos­sen stieg im Lauf der Jahre deut­lich an. Zum 50. Un­ter­neh­mens­ge­burts­tag zähl­te der seit Sep­tem­ber 1952 am­tie­ren­de Vor­stand­vor­sit­zen­de und Han­dels­be­voll­mäch­tig­te Ru­dolf Menge und seine Vor­stands­kol­le­gen, Amts­bau­meis­ter Ewald Frehe und Schlos­ser Her­mann Blan­ke, 126 Mit­glie­der mit 148 An­tei­len.

Rudolf Menge
Ewald Frehe
Hermann Blanke

Neue Wohn­häu­ser ent­stan­den 1956 in der Gin­s­ter­stra­ße 12 und 1958 am Elch­damm 23 und 25. 1960/62 wur­den wei­te­re 30 Wohn­ein­hei­ten Am Lau­kreuz / Gin­s­ter­stra­ße / Mar­gue­ri­ten­weg er­rich­tet. Die rege Bau­tä­tig­keit des Bau­ver­eins mach­te es er­for­der­lich, den Min­dest­an­teil in zwei Schrit­ten am 15. Ja­nu­ar 1960 auf 300 DM und am 3. No­vem­ber 1965 auf 500 DM zu er­hö­hen. 1964 und 1965 fi­nan­zier­te die Stadt Och­trup mit 80.000 Mark die Be­sei­ti­gung von Ba­ra­cken auf einem für Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser vor­ge­se­hen Grund­stück. 16 Wohn­ein­hei­ten be­fan­den sich am Hah­nen­kamp und an der Mar­der­stie­ge im Bau.

Häuser „Am Berg“
Marderstiege 1-3
Ginsterstraße 2
Margueritenweg
Siedlungshäuser Birkenstraße 20-28

Zu­lauf an neuen Mit­glie­dern hält an

Am Kreuzweg 16
Siedlung Hogelucht

1965 lag der Mit­glie­der­be­stand be­reits bei 572 Ge­nos­sen mit 1.251 An­tei­len. Der ei­ge­ne Im­mo­bi­li­en­be­stand be­lief sich Mitte der 60er Jahre auf 193 Woh­nun­gen, 10 wei­te­re Ein­hei­ten waren schon aus dem Pla­nungs­sta­di­um her­aus.

Mit den zu­sätz­lich er­rich­te­ten Ei­gen­hei­men und Klein­sied­lun­gen sowie bei Bau­pro­jek­ten, bei denen der Bau­ver­ein die Be­treu­ung über­nom­men hat, blick­te das ge­mein­nüt­zi­ge Och­tru­per Un­ter­neh­men 1965 ein­schlie­ß­lich der Pla­no­b­jek­te auf eine Ge­samt­bau­leis­tung von 656 Wohn­ein­hei­ten. Der Grund­be­sitz um­fass­te in­zwi­schen ins­ge­samt über 63.000 qm.

Damit besaß der Bau­ver­ein einen ma­ß­geb­li­chen An­teil an der Wohn­raum­be­schaf­fung in Och­trup, aber auch in an­de­ren Ge­mein­den wie in Lan­gen­horst und Wel­ber­gen: Die engen Stadt­gren­zen hatte die Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft in­zwi­schen über­schrit­ten und die Bau­tä­tig­kei­ten auf das Um­land aus­ge­dehnt.

Hahnenkamp / Marderstiege

Nach Ein­füh­rung des „Wei­ßen Krei­ses“ in Och­trup, das heißt der Ein­füh­rung der Markt­wirt­schaft auch im Woh­nungs­bau, wuch­sen al­ler­dings die Schwie­rig­kei­ten bei der öf­fent­li­chen För­de­rung. Dabei war wei­ter­hin ein deut­lich sicht­ba­rer Man­gel an preis­wer­tem Miet­wohn­raum vor­han­den. Auch wurde es zu­neh­mend schwie­ri­ger, ge­eig­ne­tes Bau­ge­län­de zu ver­tret­ba­ren Prei­sen zu fin­den. Die Pla­nung sah 1965 den­noch 33 Häu­ser mit 57 Wohn­ein­hei­ten vor, davon 27 Ei­gen­hei­me (u.a. Sied­lung Ho­ge­lucht und Nien­bor­ger Damm).

Immer bessere Kapitalausstattung

Mozartstraße 8-10

Fort­schrit­te ver­zeich­ne­te die Ka­pi­tal­aus­stat­tung des Un­ter­neh­mens. Hatte der Bau­ver­ein 1957 bei 165 Mit­glie­dern erst 90.000 DM ei­ge­ne Mit­tel, so stie­gen diese bis 1967 kräf­tig auf knapp 1 Mio. DM bei 603 Mit­glie­dern. Der Bi­lanz­ge­winn ist in die­sem Zeit­raum von 3.200 auf 27.000 DM an­ge­stie­gen. Das Ge­schäfts­jahr 1970 schloss schon mit einer Bi­lanz­sum­me von fast 5 Mio. DM ab. 2 Mio. DM Ge­schäfts­an­tei­le hat­ten dabei die Ge­nos­sen als Ei­gen­ka­pi­tal ein­ge­bracht. Ob­wohl be­reits über 100.000 DM an Ka­pi­tal­dienst­kos­ten auf­ge­bracht wer­den muss­ten, stieg der Ge­winn auf gut 33.000 DM. Zwar wur­den in Ein­zel­fäl­len un­um­gäng­li­che Miet­erhö­hun­gen not­wen­dig, den­noch wuchs die At­trak­ti­vi­tät des Bau­ver­eins wei­ter an: Mit 713 Ge­nos­sen wurde ein neuer Mit­glie­der - Höchst­stand er­reicht.

1975 wurde der Fir­men­na­me ent­spre­chend der ge­setz­li­chen Än­de­run­gen von eGmbH (ein­ge­tra­ge­ne Ge­nos­sen­schaft mit be­schränk­ter Haft­pflicht ) in eG (ein­ge­tra­ge­ne Ge­nos­sen­schaft) ab­ge­än­dert. Eine For­ma­lie, die auf die wei­te­re Ar­beit kei­ner­lei Ein­fluss hatte. Vor die­sem Zeit­punkt hatte die Ge­nos­sen­schaft 1968 zwei Woh­nun­gen in der Tau­ben­stra­ße 30 er­rich­tet, 1970/71 zehn Ein­hei­ten in der Mo­zart­stra­ße 1 bis 3, 1972 zwölf Woh­nun­gen in der Fich­ten­stra­ße 18 bis 20 und zwi­schen 1972 und 1975 21 Un­ter­künf­te in der Mo­zart­stra­ße 8 und 10, die erst­mals mit Auf­zü­gen aus­ge­stat­tet wur­den. Ent­stan­den sind auch neue Ei­gen­hei­me, so acht Ein­hei­ten in Och­trup Lan­gen­horst mit je­weils 112 qm Wohn­flä­che. Eine ähn­li­che Maß­nah­me be­fand sich für 15 Sied­lungs­häu­ser in Fer­tig­bau­wei­se in der Aka­zi­en­stra­ße in Vor­be­rei­tung.

Bauwirtschaft verliert an Geschwindigkeit

Terrassenhaus in der Kneippstraße 9

Nach­dem der Bau­ver­ein im Be­treu­ungs­be­reich 1974/75 das erste Och­tru­per Ter­ras­sen­haus des Ar­chi­tek­ten Al­fons Tom­bült mit 15 Ei­gen­tums­woh­nun­gen in der Kneipp­stra­ße 9 über­nom­men hatte, schwäch­te sich im wei­te­ren Ver­lauf der 70er Jahre der Be­darf an Woh­nun­gen deut­lich ab, wenn­gleich preis­wer­ter Wohn­raum noch immer schwer zu er­hal­ten war. Die öf­fent­li­chen Mit­tel für den so­zia­len Woh­nungs­bau be­gan­nen nur noch spär­lich zu tröp­feln. Beim Bau­ver­ein gin­gen die Bau­ak­ti­vi­tä­ten, wie auch bei an­de­ren Bau­ge­nos­sen­schaf­ten in Deutsch­land, deut­lich zu­rück. Dies sorg­te zwar den in­zwi­schen 70jäh­ri­gen Hein­rich Lau­renz, der nach 20 Jah­ren im Auf­sichts­rat den Vor­sitz abgab, än­dern konn­te er daran al­ler­dings nichts.

1980, 75 Jahre nach der Grün­dung, zog das ge­mein­nüt­zi­ge Woh­nungs­bau­un­ter­neh­men wäh­rend des Fest­ak­tes in der Villa Win­kel wie­der eine Bi­lanz der bis­he­ri­gen Tä­tig­keit. Bis dahin hatte der Och­tru­per Bau­ver­ein 1.136 Woh­nun­gen ge­baut oder wäh­rend der Er­stel­lung be­treut.

Heinrich Laurenz
Max Krassowski

Die Zahl der Ge­nos­sen blieb mit 624 Mit­glie­dern er­staun­lich sta­bil, was nur mit der über­zeu­gen­den Ar­beit der Ge­nos­sen­schaft er­klärt wer­den kann. Auf 8 Mil­lio­nen DM war die Bi­lanz­sum­me ge­klet­tert, das Ge­schäfts­gut­ha­ben der Mit­glie­der er­reich­te 860.000 DM.

Zum ei­ge­nen Be­stand ge­hör­ten 1980 im gan­zen Stadt­ge­biet 224 Wohn­ein­hei­ten und - der stei­gen­den Kauf­kraft und wach­sen­dem Wohl­stand ge­schul­det 0 90 Ga­ra­gen. Dar­über hin­aus wur­den 165 Woh­nun­gen an­de­rer Ei­gen­tü­mer ver­wal­tet. Die­ses Ge­schäfts­feld er­ach­tet Vor­stands­vor­sit­zen­der Max Kras­sow­ski sei­ner­zeit als stark aus­bau­fä­hig. Dies galt umso mehr, da das Schlag­wort „Miet­woh­nungs­bau am Ende“ nach Ein­schät­zung des Di­rek­tors des Prü­fungs­ver­ban­des West­fä­lisch-Lip­pi­scher Woh­nungs­bau­un­ter­neh­men, Di­rek­tor Pohl, einen „wah­ren Kern“ be­sit­ze. Ein Grund: Die Bau- und Grund­stücks­prei­se von 2.000 DM pro Qua­drat­me­ter führ­ten zu einer Kos­ten­mie­ten­kal­ku­la­ti­on von 15 bis 17 DM.

Instandhaltung und Modernisierung

Fichtenstraße 26-28

Jen­seits der stark re­du­zier­ten Neu­bau­plä­ne er­for­der­ten die ei­ge­nen Im­mo­bi­li­en einen immer grö­ße­ren In­stand­hal­tungs- und Mo­der­ni­sie­rungs­auf­wand. Schon zwi­schen 1973 und 1975 wur­den Mo­der­ni­sie­run­gen bei über 60 Woh­nun­gen mit dem Ein­bau von Hei­zun­gen und Bä­der­in­stal­la­tio­nen durch­ge­führt. Au­ßer­dem legte die Ge­nos­sen­schaft Woh­nun­gen zu grö­ße­ren Ein­hei­ten zu­sam­men. Wäh­rend Mitte der 70er Jahre die In­stand­hal­tungs­kos­ten noch über­schau­bar bei 150.000 DM lagen, klet­tern die Be­trä­ge in 2003 auf über 210.000 Euro.

Mit die­ser Ent­wick­lung auf dem Woh­nungs­markt wurde das bis­he­ri­ge För­der­sys­tem für die So­zi­al­woh­nun­gen, wie sie der Bau­ver­ein bis­her er­rich­tet hatte, frag­wür­dig. In der Tat flos­sen immer we­ni­ger öf­fent­li­che Mit­tel, so dass nach 1980 zu­neh­mend we­ni­ger Bau­pro­jek­te von den deut­schen Woh­nungs­bau­ge­nos­sen­schaf­ten be­gon­nen wor­den.

Richtfest für die Häuser am Grünen Weg

In den fol­gen­den zehn Jah­ren re­du­zier­te sich die Bau­tä­tig­keit auch beim Bau­ver­ein in Och­trup er­heb­lich, so dass bis Ende 1994 nur noch 18 ei­ge­ne Woh­nun­gen ent­stan­den sind, so ein 6-Fa­mi­li­en­haus in der Fich­ten­stra­ße, Ob­jek­te am Hah­nen­kamp und in der Gin­s­ter­stra­ße. Als eine Art Kom­pen­sa­ti­on wurde dafür die Ver­wal­tung frem­der Wohn­ob­jek­te mas­siv vor­an­ge­trie­ben, so dass 1995 440 Woh­nun­gen be­treut wer­den. Au­ßer­dem er­rich­te­te die Ge­nos­sen­schaft wei­te­re Ei­gen­hei­me, so an der Bent­hei­mer Stra­ße oder an der Stahm­stra­ße in Lan­gen­horst. Kos­ten­punkt der Häu­ser: rund 160.000 DM für je 111 qm Wohn­flä­che. Auch er­rich­te­te der Bau­ver­ein sechs „Stadt­häu­ser“ mit un­ter­schied­li­chen Ar­chi­tek­tu­ren und über­durch­schnitt­li­cher Aus­stat­tung am Grü­nen Weg für 1.800 DM je qm Wohn­flä­che.

Die Modernisierung von Bädern gehörte zu den vordringlichsten Wünschen der Mieter

Den tief­grei­fen­den Ver­än­de­rungs­pro­zess im deut­schen Woh­nungs­bau und die damit ein­her­ge­hen­den ver­än­der­ten Auf­ga­ben des Och­tru­per Ge­mein­nüt­zi­gen Bau­ver­eins be­glei­te­te gegen Ende der 70er Jahre ein Mann nicht mehr aktiv: Ru­dolf Menge. Menge, der den Ver­ein 25 Jahre als Vor­stands­vor­sit­zen­der und Ge­schäfts­füh­rer er­folg­reich ge­lei­tet hatte, schied im Fe­bru­ar 1978 aus dem Lei­tungs­gre­mi­um aus und macht Ober­bau­rat Max Kras­sow­ski Platz.

Ginsterstraße 3
Ausgaben für Modernisierung und Instandhaltung

Der neue Mann an der Spit­ze wür­dig­te die auf­op­fern­den Leis­tun­gen Men­ges mit den Wor­ten: „Er und der Bau­ver­ein haben sich im Lauf der Jahre un­be­strit­te­ne Ver­diens­te bei der Ver­sor­gung vie­ler Bür­ger mit an­ge­mes­se­nem Wohn­raum er­wor­ben.“ Ge­schäfts­füh­rer Wer­ner Bo­den­ber­ger ließ ganz per­sön­lich wis­sen: „Er war mir ein auf­rich­ti­ger Freund und Lehr­meis­ter.“ Ru­dolf Menge über­gab 1978 ein ge­sun­des Un­ter­neh­men, das auf einen Ei­gen­ka­pi­tal­an­teil von 24,5 Pro­zent bli­cken konn­te. Er starb schon we­ni­ge Mo­na­te spä­ter am 14. Juni 1978 im Alter von 73 Jah­ren.

Der Rück­gang der Bau­tä­tig­keit war auch im Zu­sam­men­hang mit der ge­setz­li­chen Strei­chung der Ge­mein­nüt­zig­keit zum Jah­res­be­ginn 1991 zu sehen. Damit war es dem Bau­ver­ein nur noch mög­lich, öf­fent­lich ge­för­der­te Woh­nun­gen zu er­rich­ten, aber keine Ei­gen­hei­me mehr. Des­halb wuchs auch das In­ter­es­se sei­tens des Woh­nungs­un­ter­neh­mens, äl­te­re Häu­ser mit So­zi­al­woh­nun­gen für die 652 Mit­glie­der star­ke Ge­nos­sen­schaft zu er­wer­ben.

Die meisten Wohnungen hatten bereits Bäder

Gausebrink

Für den Bau­ver­ein ver­la­ger­te sich die Ar­beit. Für die mo­der­nen An­for­de­run­gen waren die be­stehen­den Woh­nun­gen häu­fig zu klein, die Aus­stat­tung ent­sprach nicht mehr den neuen Stan­dards. Statt Neu­bau­ten rück­te somit die In­stand­hal­tung und Mo­der­ni­sie­rung noch stär­ker als bis­her in den Vor­der­grund: sie wurde zur zen­tra­len Auf­ga­be. Mehr denn je wurde Hand an­ge­legt, um die Ver­miet­bar­keit der Woh­nun­gen auch wei­ter­hin zu ge­währ­leis­ten und einen un­ver­tret­ba­ren Leer­stand zu ver­mei­den. Be­reits Ende 1978 waren von den 224 Woh­nun­gen 219 mit Bä­dern und 172 mit Hei­zun­gen aus­ge­stat­tet. Der Ein­bau von Kunst­stoff­fens­tern mit Iso­lier­ver­gla­sung ge­hör­te eben­so zum Er­neue­rungs­pro­gramm wie die Wär­me­däm­mung an den Fas­sa­den. Auch für den Bau­ver­ein ver­bes­ser­ten sich die räum­li­chen Be­din­gun­gen nach dem Umzug im De­zem­ber 1991 in das neue Do­mi­zil am Ost­wall 3. Bis dato re­si­dier­te die Bau­ge­nos­sen­schaft in der Lau­renz­stra­ße.

1994 ent­stan­den noch­mals 8 Wohn­ein­hei­ten in der Gin­s­ter­stra­ße 3. Au­ßer­dem er­warb die Ge­nos­sen­schaft ein Ge­bäu­de mit 2 Woh­nun­gen. 1998 war auch Bau­be­ginn der drei gro­ß­zü­gi­gen Miet­häu­ser mit drei Ga­ra­gen und Fern­wär­me­an­schluss am Gau­se­brink für kin­der­rei­che Fa­mi­li­en. Zuvor waren wie­der ein­mal öf­fent­li­che Mit­tel in Höhe von 520.000 DM be­wil­ligt wor­den. Die Ge­samt­kos­ten lagen nach Fer­tig­stel­lung Mitte 1999 bei fast 800.000 DM. In­stand­hal­tun­gen schlu­gen beim Bau­ver­ein mit wei­te­ren 360.000 DM zu Buche. Den­noch sprang 1998 ein Bi­lanz­ge­winn von 280.000 DM her­aus, der nach der Di­vi­den­den­aus­schüt­tung an die Ge­nos­sen die Ei­gen­ka­pi­tal­quo­te wei­ter ver­bes­ser­te.

Über 25 Jahre ist Bern­hard Leus­der Haus­meis­ter beim Bau­ver­ein. Für die klei­nen und gro­ßen Pro­ble­me sei­ner Mie­ter hat er stets ein of­fe­nes Ohr.
Cäcilia Wuttke, mehr als 40 Jahre ist sie die gute Seele in der Ge­schäfts­stel­le des Bau­ver­eins. Elke Re­ckels, ge­schäfts­füh­ren­des Vor­stands­mit­glied, gra­tu­liert herz­lich zum Ju­bi­lä­um. (Quel­le: Ta­ge­blatt für den Kreis Stein­furt)

Eine Frau rückt erstmals an die Spitze

Elke Reckels

2001 ver­zeich­ne­te der Bau­ver­ein ein Novum: Erst­mals steht mit Elke Re­ckels eine Frau an der Spit­ze des män­ner­do­mi­nier­ten Woh­nungs­un­ter­neh­mens. Die Dipl.-Kauf­frau (FH) trat am 1. März des Jah­res die Nach­fol­ge von Wer­ner Bo­den­ber­ger an, der wei­ter als Vor­stand dem Bau­ver­ein er­hal­ten blieb. Un­be­kannt war die Dame dem Bau­ver­ein nicht, denn von 1987-1989 ab­sol­vier­te Elke Re­ckels ihre Aus­bil­dung zur Kauf­frau in der Grund­stücks- und Woh­nungs­wirt­schaft beim Bau­ver­ein und ge­hör­te seit 1995 dem Auf­sichts­rat der Ge­nos­sen­schaft an.

Vor ihrer neuen Rolle ent­stand das vor­erst letz­te Bau­pro­jekt des Bau­ver­eins: 2 Dop­pel­häu­ser für kin­der­rei­che Fa­mi­li­en am Hei­de­weg für ins­ge­samt über 530.000 Euro. Fer­ner wurde 2000 ein Wohn­haus mit 4 Woh­nun­gen von der Stadt Och­trup er­wor­ben. 2001 und 2003 wurde aus pri­va­ter Hand je ein Wohn­haus mit fünf Woh­nun­gen ge­kauft.

Heideweg

Elke Re­ckels setzt zu­sam­men mit ihren Vor­stands­kol­le­gen Wer­ner Bo­den­ber­ger und ne­ben­be­ruf­lich Ger­hard Re­ckels sowie dem Auf­sichts­rat mit dem Vor­sit­zen­den Bern­hard Ever­ding vor allem auf die wei­te­re Mo­der­ni­sie­rung des be­stehen­den ei­ge­nen Be­stan­des von 70 Häu­sern mit 263 Woh­nun­gen sowie der treu­hän­de­risch ver­wal­te­ten 461 Woh­nun­gen. Die Vor­aus­set­zun­gen hier­für sind gut, schlie­ß­lich lie­gen die Er­lö­se aus der Haus­be­wirt­schaf­tung bei nun­mehr über rund 900.000 Euro im Jahr.

Die Ei­gen­ka­pi­tal­aus­stat­tung hat bei einem Bi­lanz­vo­lu­men von rund 6,3 Mio. Euro 2003 eben­so den Spit­zen­wert von mehr als 54 Pro­zent er­reicht. Damit blickt der Bau­ver­ein auf eine au­ßer­or­dent­lich so­li­de Fi­nanz­ba­sis. Au­ßer­dem zeigt die wei­ter­hin hohe Mit­glie­der­zahl von 734 Ge­nos­sen und die Leer­stands­quo­te bei den Woh­nun­gen von unter ein Pro­zent, dass in der Ver­gan­gen­heit die ent­schei­den­den Haus­auf­ga­ben im wahrs­ten Sinne des Wor­tes ge­macht wor­den sind.

Leben für den Bauverein

So­zia­le Ver­ant­wor­tung als Eck­pfei­ler jahr­zehn­te­lan­ger ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit: Wer­ner Bo­den­ber­ger und Theo­dor Ten­sun­dern prä­gen den Bau­ver­ein Och­trup

Werner Bodenberger

Er­folg­rei­che Un­ter­neh­men, das gilt für Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten wie für Bau­ge­nos­sen­schaf­ten, be­nö­ti­gen dy­na­mi­sche Un­ter­neh­mer­per­sön­lich­kei­ten. Über Jahr­zehn­te hin­weg präg­ten den Bau­ver­ein Och­trup eG vor allem zwei Men­schen auf diese Weise: Theo­dor Ten­sun­dern und Wer­ner Bo­den­ber­ger. Ohne sie hätte der Bau­ver­ein mög­li­cher­wei­se nie das ra­san­te Wachs­tum er­reicht und nie die wirt­schaft­li­che So­li­di­tät er­fah­ren. Ihre en­ga­gier­te Ar­beit war zu kei­nem Zeit­punkt Selbst­zweck, son­dern war ge­lei­tet von der hohen so­zia­len Ver­ant­wor­tung ge­gen­über den zahl­rei­chen woh­nungs­su­chen­den Men­schen. Als kon­ge­nia­les Zwei­er­team ar­bei­te­ten sie in ihren Auf­ga­ben­be­rei­chen selbst­los für die Be­sei­ti­gung der Woh­nungs­not und lenk­ten spä­ter die Ge­schi­cke der Ge­nos­sen­schaft als Vor­stands­mit­glie­der. Wer­ner Bo­den­ber­ger trat 1953 zu­nächst als Lehr­ling in die Ge­nos­sen­schaft ein. Seine be­wun­derns­wer­te Ziel­stre­big­keit, seine so­zia­le Grund­ein­stel­lung und sein un­ter­neh­me­ri­scher Weit­blick führ­ten ihn 1975 als Vor­stand an die Spit­ze der Ge­nos­sen­schaft. Bis zum heu­ti­gen Tag ar­bei­tet er in die­ser Rolle un­ver­dros­sen an der Be­wäl­ti­gung der an­ste­hen­den Auf­ga­ben.

Ein Jahr spä­ter als Wer­ner Bo­den­ber­ger, 1954, fand Theo­dor Ten­sun­dern den Weg zur Ge­nos­sen­schaft. Kämp­fe­risch und mit un­er­schüt­ter­li­chem Selbst­ver­trau­en half auch er in jener Zeit mit, die seit dem Zwei­ten Welt­krieg in Och­trup herr­schen­de Woh­nungs­not zu lin­dern und das exis­ten­zi­el­le Be­dürf­nis nach Wohn­raum zu be­frie­di­gen.

Der Woh­nungs­be­darf in der Stadt war rie­sig. Aus der Sicht der bei­den tat­kräf­ti­gen Män­ner muss­te so schnell wie mög­lich ge­han­delt wer­den. Sie nah­men die Her­aus­for­de­rung an und ent­wi­ckel­ten Vi­sio­nen. 47 Jahre lang von 1954 bis 2001 ar­bei­te­ten die bei­den Stra­te­gen lei­den­schafts­voll Seite an Seite, sich immer der so­zia­len Ver­ant­wor­tung be­wusst.

Theodor Tensundern

Über 1000 Woh­nun­gen wur­den in die­ser Zeit er­rich­tet, noch mehr Men­schen konn­ten mit neuem Wohn­raum ver­sorgt wer­den. Ihr Glück war auch das Glück der bei­den Ma­cher. Wer­ner Bo­den­ber­ger und Theo­dor Ten­sun­dern sind Vor­bil­der, die den Geist der Ge­mein­nüt­zig­keit in­ner­halb und au­ßer­halb des Bau­ver­eins ver­kör­per­ten. Das zeigt auch das ent­ge­gen­ge­brach­te Ver­trau­en sei­tens des Auf­sichts­ra­tes und der Mit­glie­der in den vie­len Jah­ren ge­mein­sa­men Wir­kens. Umso be­trof­fe­ner nah­men im Ja­nu­ar 2005 Vor­stand, Auf­sichts­rat, Mit­ar­bei­ter und Mit­glie­der Ab­schied von Theo­dor Ten­sun­dern, der im Alter von 70 Jah­ren plötz­lich und un­er­war­tet ver­starb. Im Rück­blick wurde noch ein­mal deut­lich, dass er für sich ein Le­bens­werk ge­schaf­fen hatte.

Als Wer­ner Bo­den­ber­ger 1975 und Theo­dor Ten­sun­dern 1978 zu Vor­stän­den be­stellt wur­den, über­nah­men sie das Ruder zu einer Zeit, in der sich der Woh­nungs­markt er­heb­lich zu wan­deln be­gann. Der Schwer­punkt der Auf­ga­ben lag nicht mehr so sehr auf der Er­rich­tung neuer Woh­nun­gen, son­dern auf der Qua­li­täts­ver­bes­se­rung der im Ei­gen­be­sitz der Ge­nos­sen­schaft be­find­li­chen über 200 Wohn­ein­hei­ten. Weit vor­aus­schau­end ent­schie­den sich die bei­den Vor­stän­de, das Ge­schäfts­feld Woh­nungs­be­treu­ung für Drit­te aus­zu­bau­en, um so die Kom­pe­tenz der Ge­nos­sen­schaft zum Zweck zu­sätz­li­cher Ein­nah­men zu nut­zen und die Fi­nanz­kraft wei­ter zu stär­ken.

Ohne das ge­mein­nüt­zi­ge Fun­da­ment zu ver­las­sen, tru­gen Wer­ner Bo­den­ber­ger und Theo­dor Ten­sun­dern in ihren Her­zen stets den ge­nos­sen­schaft­li­chen so­li­da­ri­schen Ge­dan­ken, der die Trieb­fe­der ihres Wir­kens war und sei­tens Wer­ner Bo­den­ber­gers wei­ter­hin ist. Das spü­ren die Men­schen. Die At­trak­ti­vi­tät der Ge­nos­sen­schaft stieg des­halb wei­ter. Mit über 700 Mit­glie­dern ist der 100 Jahre be­stehen­de Bau­ver­ein zwei­fel­los eine his­to­ri­sche In­sti­tu­ti­on in Och­trup.